Vietnam 2017, Teil 1, das Seidendorf Van Phuc

Schon viele Jahre lang habe ich mir vorgenommen, wenn ich in Rente gehe, dann mache ich eine textile Reise nach Vietnam. Ein auf Vietnam spezialisiertes Reisebüro in Berlin hat eine 10-tägige Reise nach meinen Wünschen zusammengestellt, mit drei Frauen bin ich Anfang April 2017 auf Reise gegangen. Die Eindrücke waren überwältigend und die Bilder geben gleich mehrere Reiseberichte her.  Schon am ersten Tag haben wir nahe Hanoi ein Seidenweberdorf besucht. Damit will ich anfangen.

Bei dem Bild oben ist im Übrigen interessant, dass der Stoff nicht auf einem Tisch abgeschnitten, sondern von der Rolle gezogen, gehalten und abgeschnitten wird.

Am Vormittag des ersten Tages waren wir im traditionellen Seidendorf Van Phuc zu Besuch. Schon das Tor weist weithin sichtbar auf die vielen Werkstätten und kleinen Läden hin. Der Laden unmittelbar hinter dem Tor war so hübsch, dass wir vor der Besichtigung der Werkstätten erst einmal sehen mussten, was es da an Seidenstoffen gab.

In der Mitte des Dorfs sitzt eine alte Frau und wickelt die Seidenfäden von den Kokons. Die Kokons tanzen dabei im Wasser, den abgewickelten hauchdünnen Faden kann man kaum sehen, auf diesem Bild schon gar nicht. Sie verzwirnt jeweils eine ganze Anzahl von Fäden und wickelt sie auf die Haspel. Wussten Sie, dass ca. 12.000 Kokons nötig sind, um ein Kilogramm Seidenfaden zu erhalten? Sicherlich ist diese Vorführung nur für die Besucher gedacht.

Unter einem Dach in einer Freifläche steht ein hölzerner Webstuhl, auf dem mithilfe von Lochkarten ein komplexes Muster gewebt wird. Die jeweiligen Muster werden durch die Löcher in Pappkarten erzeugt, die mit Fäden aneinander befestigt sind und so ein gelenkiges Band bilden: das Prinzip des Jacquard-Webstuhls. Wenn Sie genau hinschauen, erkennen Sie auch hölzerne Leisten, mit denen der gewebte Stoff in der Breite gespannt wird. Die Leisten werden jedesmal versetzt, wenn wieder ein paar Zentimeter gewebt sind.

In den Werkstätten wird mit moderneren Webstühlen gearbeitet. Man kann sie hören! Schon einer dieser Webstühle ist laut, welchen Lärm machen gleich mehrere. Wie laut muss es in großen Werkhallen gewesen sein, in denen Hunderte solcher Webstühle gleichzeitig liefen!

Wir besuchen ein altes Haus, in dem an einem riesigen Webstuhl in Heimarbeit Seide verwebt wurde. Der Webstuhl nimmt die Hälfte des Raums ein, den Rest füllen ein Bett, eine Hausaltar und ein Tisch. Hier wohnt offensichtlich noch jemand, aber gewebt wurde hier schon lange nicht mehr.

Im Dorf gibt es eine Vielzahl kleiner Läden, die Seidenstoffe vom Meter verkaufen, mit feinem Muster und uni. Schwelgen wir in Farben!


Es gab aber auch Kleider, Blusen, Schals, Täschchen etc. etc.

Ich wollte zwar bestimmt "nur" Fotos machen, aber dabei ist es natürlich nicht geblieben.