Eine textile Reise nach London, Teil 1, The Knitting and Stitching Show

Schon in der Londoner U-Bahn zur Knitting and Stitching Show war klar, wer auch zur Messe will. Die Dame mit der bunten Stofftasche gegenüber gegenüber lächelte uns an und nach dem Ausstieg hat sie uns auch nett plaudernd zum Eingang begleitet. Nach einer Taschenkontrolle, wie sie inzwischen überall üblich ist, fuhr uns der Aufzug in den ersten Stock der riesigen Messehallen im Londoner Stadtteil Kensington. Noch war ein Durchkommen zwischen den Ständen möglich, das sollte sich im Laufe der nächsten Stunden ändern.

Es gab enorm viele Stände, die Zubehör fürs Sticken anboten. Sticken hat in Großbritannien offensichtlich einen ganz anderen Stellenwert als in Deutschland. Es waren viele Vorlagen und Garne im Angebot.

Unten links ein fertig gesticktes Bild, man kann die Vorlage samt Garnen kaufen. Und daneben ein bestickter Kragen, für den die Stickerin Emma Astle einen Preis für den besten Einsatz von Stickerei in der Mode gewonnen hat. Mit teilweise selbst gefärbten Seidengarnen, Glasperlen und Filzstücken hat sie einen englischer Garten gestickt.

In der National Needlecrafts Awards Gallery wurden in sechs Kategorien jeweils mehrere ausgezeichnete Stickarbeiten präsentiert. Meine Auswahl aus jeweils 5 bis 6 Arbeiten von links nach rechts im Uhrzeigersinn:
- Bester Einsatz von Farbe, Lauren Havelock, Saint Barbara
- Technische Exzellenz beim Handsticken, Sarah de Rousset-Hall, David
- Nadelkünstler/in des Jahres, Alison Carpenter-Hughes, Little Connie
- Bester Einsatz von Stickerei in der Mode, Bekki Stevenson, Wildflower Art Purse
- Beste Miniaturarbeit, Emily Shorter, Duckling
- Bestes Original-Design, David Trump, Moroccan Carpet Shop

Es gab sehr viel Stoff zu kaufen, nicht nur für Patchwork, sondern auch für das Nähen von Kleidern. Diese Stände waren so umlagert, dass ich kein Foto gemacht habe.

Es wurde eine Fülle von Kursen angeboten, in denen man die Verarbeitung des gekauften Stoffs lernen konnte. Hier links ein Bild von einem Vortrag, bei dem es um das richtige Maßnehmen beim Nähen eines Kleides ging, daneben ein Nähkurs, bei dem viel farbiger Tüll verarbeitet wurde.

Neben Stickzubehör und Stoffen gab es aber auch jede Menge Wolle, Stempel zum Bedrucken von Stoff, Pakete für das Nähen oder Häkeln von Figuren und Tieren.

Gegen Mittag hatten die zahllosen Damen Hunger und Durst, alle Tische und Stühle im Restaurant waren belegt, die Schlangen an den Theken ellenlang, also packte man sein Sandwich aus und setzte sich eben auf den Boden.

In vier Ausstellungen zeigten vier Textilkünstlerinnen ihre Werke. Catherine Kaufmann schafft riesige Figuren aus Wolle, die sie spinnt und durch Nadelfilzen bearbeitet. Luisa de Santi häkelt Skulpturen, die sich wie Korallen und Wasserpflanzen ausnehmen. Ariella Green appliziert, bestickt und bemalt Seide, Polyester oder Baumwolle. Ailish Henderson zeigte in ihrer Ausstellung "Mended" bestickte und bemalte Portraits auf einer Leinenunterlage. Mehr zu allen vier Künstlerinnen werde ich in Kürze im Textile Art Magazine veröfentlichen.

Sehr gut gefallen hat mir eine Galerie mit den Kleidern aus einem "Dressmaking Contest". Das Publikum war aufgefordert, das schönste Kleid zu wählen. Neben jedem Kleid war eine kleine Dose mit Knöpfen in einer bestimmten Farbe an der Wand befestigt. Aus der Box neben dem jeweiligen Lieblingsstück nahm man einen Knopf und warf ihn in eine Box, aus der dann nach der Auszählung eine Gewinnerin ermittelt werden sollte. Welches hätte Ihnen am besten gefallen?

Die britische Quilters' Guild zeigte moderne Sampler. Die Vorgabe im Rahmen des Challenge war, einfache und in der Anordung flexible Quilts mit einem modernen Look zu schaffen. Nur eine sehr begrenzte Zahl von Blöcken wurde jeweils verwendet.

Mein nächster Bericht wird das Victoria und Albert Museum und dessen textile Schätze betreffen.