Die Zeltmacher von Kairo

 

Die Zeltmacher von Kairo pflegen ein uraltes Kunsthandwerk, das es nur in Ägypten gibt. Ursprünglich schmückten die kunstvollen Applikationsarbeiten die Innenwände von Zelten. Die Ägypter lieben es zu feiern und solche geschmückte Zelten wurden zu großen Ereignissen wie Geburten, Hochzeiten, Todesfällen und Feiertagen aufgestellt. Leider ist das Handwerk aufgrund von Importen von bedruckten Massenanfertigungen aus Indien vom Aussterben bedroht.

Die Arbeiten sind dreilagig. Die Basis bildet ein festes Segeltuch, darauf kommt ein Stück Baumwollstoff, auf das dann mit weiten Stücken Baumwollstoff die Muster appliziert werden. Beim Nähen werden immer einzelne Fasern des Segeltuchs mit erfasst, so dass die drei Lagen fest verbunden werden.

Es nähen ausschließlich Männer. Die große Kunstfertigkeit und Geschwindigkeit kann man in diesem kleinen Film auf YouTube bewundern, den ich bei der Textile Art Berlin 2018 gedreht habe. 

Es gibt mehrere beliebte Motive: zum einen komplexe verschlungene Ornamente, mal Ton in Ton, mal sehr farbig.

Auch das Leben im Dorf wird dargestellt, hier zum Beispiel eine Hochzeit (oben) und Musikanten (unten).

Bunte Vögel, deren Vorlagen in den ägyptischen Pharaonengräbern zu finden sind, sind ebenfalls sehr beliebt.

Und dann gibt es da eine Darstellung einer in Ägypten wohl bekannten Geschichte: Dschuha und sein Sohn sind mit einem Esel unterwegs, aber wie sie auch reisen, nie können sie es den anderen recht machen: Einmal sitzen beide auf dem Esel (der arme Esel!), einmal sitzt der Sohn allein auf dem Esel (der arme Vater!), dann sitzt Dschuha allein auf dem Esel (der arme Sohn!), einmal keiner von beiden (Wozu habt ihr einen Esel?). Schließlich tragen sie den Esel, um endlich ihre Ruhe zu haben.

 

Der Lebensbaum ist ein weiteres beliebtes Motiv, eines, das mir besonders gut gefällt.