Die Zeltmacher von Kairo

Die Zeltmacher von Kairo pflegen ein uraltes Kunsthandwerk, das es nur in Ägypten gibt. Ursprünglich schmückten die kunstvollen Applikationsarbeiten die Innenwände von Zelten. Die Ägypter lieben es zu feiern und solche geschmückte Zelten wurden zu großen Ereignissen wie Geburten, Hochzeiten, Todesfällen und Feiertagen aufgestellt. Leider ist das Handwerk  aufgrund von Importen von bedruckten Massenanfertigungen aus Indien vom Aussterben bedroht.

Das ist die Gasse der Zeltmacher, die Khan Khayamiya. Auf beiden Seiten der Gasse gibt es etwa kleine Ladengeschäfte, in denen wunderbare Applikationsarbeiten verkauft werden: Raumteiler, Kissenhüllen, Wandbehänge etc.

Es nähen ausschließlich Männer. Ihre große Kunstfertigkeit und Geschwindigkeit kann man in 10 kleinen Filmen auf Youtube bewundern: http://www.youtube.com/charehelkhiamiah

Ganz besonders hervorzuheben ist , dass in der Gasse der Zeltmacher keine Touristen mit extrem überhöhten Preisen über den Tisch gezogen werden wie zum Beispiel auf dem Touristenmarkt im Norden. Hierher finden relative wenige Touristen, und die, die kommen, können in aller Ruhe durch die Gässchen des echten alten Kairo schlendern.

Nach dem Sturz von Mubarak am 25. Januar 2011 ist der Strom der Touristen, die das ganze Jahr über nach Ägypten kamen, fast versiegt. Die Kunsthandwerker in der Gasse der Zeltmacher, verkauften ihre Arbeiten an den größeren und bekannteren Markt  Chareh El Khiamiah. Dorthin kommt nun fast niemand mehr  und die Zeltmacher müssen sich nach neuen Einkommensquellen in Europa und den USA umsehen.
Auf Youtube findet man ein Interview mit zwei Zeltmachern in englischer Sprache: http://www.youtube.com/watch?v=39zkCcQqWp0

Hier kann man auch sehen, wie die Zeltmacher ihre Designs auf den Stoff übertragen und wie schnell sie nähen! 4 Monate dauert beispielsweise die Arbeit an einem sehr großen filigran applizierten Teil.

Kim Beamish, ein australischer  Filmemacher stellt in diesem Trailer
http://www.tentmakersofcairo.com/the-trailer  seinen Film vor. Darin sind auch viele Bilder von Applikationsarbeiten zu sehen. Er hat mir freundlicherweise gestattet, Bilder daraus zu zeigen. Kim Beamish arbeitet an einer Dokumentation über die ägyptischen Zeltmacher.

Hier ein riesiger filigraner Wandbehang und ein Stück, das auf den ersten Blick auch ein Patchworkquilt sein könnte.

Die Arbeiten sind dreilagig. Die Basis bildet ein festes Segeltuch, darauf kommt ein Stück Baumwollstoff, auf das dann mit weiteren Stücken Baumwollstoff die Muster appliziert werden. Beim Nähen werden immer einzelne Fasern des Segeltuchs mit erfasst, so dass die drei Lagen fest verbunden werden.

Hier zeigen Zeltmacher in ihren kleinen Läden, in denen sie auch arbeiten, Kunden ihre Arbeiten.

Farbenfrohe große und kleine Arbeiten.

Diese Arbeit erzählt eine in Ägypten wohl bekannte Geschichte: Dschuha und sein Sohn sind mit einem Esel unterwegs, aber wie sie auch reisen, nie können sie es den anderen Recht machen: Einmal sitzen beide auf dem Esel (Der arme Esel!), einmal sitzt der Sohn allein auf dem Esel (Der arme Vater!), dann sitzt Dschuha allein auf dem Esel (Der arme Sohn!), einmal keiner von beiden (Wozu habt Ihr einen Esel?). Schließlich tragen sie den Esel, um endlich ihre Ruhe zu haben.

Und so kommen Sie mit Hilfe von Google Maps in die Gasse der Zeltmacher.

Alle Bilder mit freundlicher Genehmigung von Kim Beamisch.