Textiles in mallorkinischen Museen

 

Mallorca ist zu jeder Jahreszeit schön. Wenn die Sonne scheint, kann man Bilder machen, die sind zu schön, um wahr zu sein. Selbst wenn es im Spätherbst in Strömen regnet, gibt es noch interessante Ziele wie das alte Herrenhaus La Granja bei Esporles in den Bergen, das zu einem Museum umgebaut wurde.

Begünstigt durch seine Lage in der Nähe einer klaren Felsenquelle, haben sich hier bereits vor über tausend Jahren die Araber niedergelassen. Im Jahr 1229 ließ sich ein Graf hier nieder. 1239 schenkte der Graf den Ort La Granja dem Zisterzienserorden, der hier das erste Zisterzienserkloster der Insel errichtete. Der Orden bewirtschaftete das Gut über 200 Jahre lang, dann verließ er La Granja. Danach war das Gut im Privatbesitz. Das riesige Areal aus Nutzräumen, Stallungen, Werkstätten, Gärten, Kellern und einem imposanten Herrenhaus ist heute ein Museum und man kann es besichtigen.

 

Natürlich interessierte mich der Raum mit den Webstühlen ganz besonders. An der Wandhing  fertig gefärbte Kettfäden für den Ikatstoff, der hier auf dem alten Webstuhl gewebt wird.

Die für Mallorca typischen Ikatstoffe sieht man inzwischen wirklich überall. Nicht immer sind sie tatsächlich auch gewebt, oft nur bedruckt. Aber hier sind die Vorhänge tatsächlich echte Ikatstoffe.

Auf dem Webstuhl links wird ein schmaler weißer Leinenstoff gewebt. Rechts ein Webstuhl für gröbere Teppiche.

Auf einem weiteren Webstuhl wurden Strohmatten hergestellt. Darüber an der Wand geknüpfte Gebilde. Vielleicht wurden sie Pferden über den Kopf gezogen, um sie vor Fliegen zu schützen?

Eine sehr aufwändig bestickte Tischdecke lag über dem Esstisch im edler Speisesaal. Seidenfäden für solche Stickereien wurden hier aufgespult.

Zahlreiche Trachten waren über das ganze Haus verteilt. Besonders schön fand ich die aufwändigen spitzenbesetzten Kopfbedeckungen der feinen Damen. Die Landbevölkerung trug offensichtlich nur einen Strohhut und einen Sonnenschutz aus Leinen.

 

Ein weiteres Museum kann man im Santuari de Lluc besuchen. Das Santuari de Santa Maria de Lluc ist ein Wallfahrtsort im bergigen Nordwesten von Mallorca und gilt als spirituelles Zentrum der Insel. Im Santuari de Lluc wird die Schutzheilige Mallorcas, die „Gottesmutter von Lluc“, in Form einer schwarzen Madonnenstatue verehrt.

Im Museum gab es viele alte und moderne Gemälde zu sehen, an denen ich ziemlich schnell vorbeigegangen bin. Interessant fand ich die Sammlung liturgischer Gewänder, die mit viel Goldfaden wunderbar bestickt worden waren.

In den Sammlung von Gerätschaften sind mir diese beiden aufgefallen. Es sind Geräte zum Kardieren von Wolle.

Auch Trachten waren ausgestellt. Hier zwei besonders schöne bestickte und umhäkelte Kopftücher.

Eine besondere Kostbarkeit und ein Höhepunkt der Sammlung ist dieser Mallorkinische Teppich vom Ende des 18. Jahrhunderts oder Anfang des 19. Jahrhunderts. Er wurde aus zwei Streifen von 65 cm Breite zusammengenäht. Das war die Breite, die auf diesem Webstuhl hergestellt werden konnte. Der Schuss besteht aus Leinen, darauf wurden mit farbiger Wolle Motive aufgestickt. Das zentrale Feld besteht aus parallelen polychromen Zickzack-Streifen, die von einer Bordüre aus achtzackigen, wechselnden Sternen umgeben sind. Die Sterne wurden mit farbiger Wolle aufgestickt.  Solche Motive sind auch auf den Stoffen in Italien und der Türkei zu finden. An Festtagen wurde diese Art von Teppich über Maultierwagen gelegt, als Decken oder Matten, wie ein Stich von Erzherzog Luis Salvador zeigt.