Textiles in Edinburgh 2023, Dovecote Studios

Die Dovecot Studios in Edinburgh wollte ich noch einmal besuchen, angekündigt war die Ausstellung Knitwear mit Stricksachen von Chanel bis Vivian Westwood, über die berichte ich im nächsten Teil meines Reiseberichts. Zunächst aber ein Blick in das ehemalige Schwimmbad Infirmary Baths, die erste öffentliche Badeanstalt in Edinburgh, mit Gewebtem und Getuftetem.

Im Café der Studios, das ebenfalls einen Besuch lohnt, hingen Webarbeiten, die  - zusammengesetzt - zeigen, wie die Bäder einmal ausgesehen haben: in 24 Stücken, je mit einer Seitenlänge von 30 cm, gewebt von Naomi Robertson, David Cockrane, Rudi Richardson, Emma jo Webster, Louise Trotter, Ben Hymers und Elaine Wilson. Die Stücke waren in vier Reihen an der Wand befestigt. Einen Eindruck vom ganzen bekommt man so allerdings nicht. Vielleicht noch ganz interessant: man kann einzelne Teile kaufen, zum Preis von 2,400 Pfund/pro Stück. Den Gesamtpreis kann man erfragen.

 

 

 

Und hier dann zusammengesetzt als Ganzes. Jetzt erkennt man die Bahnen des Schwimmbads, die Galerie, auf der man noch heute in den Saal schauen kann, und die schöne Dachkonstruktion.

Und so präsentiert sich der Raum heute, das Becken samt Wasser ist natürlich verschwunden, auf der unteren Ebene stehen jetzt Webstühle, die Galerie ist aber noch da und die schöne Dachkonstruktion ist unverändert.

Auf der Galerie sind Arbeiten zahlreicher Weber ausgestellt. Oft wurden die Arbeiten zum Beispiel auf der Grundlage eines Gemäldes getuftet oder gewebt. Die unglaublich dreidimensional wirkende Arbeit Soft Machine von Jim Lambie ist in Wirklichkeit ganz zweidimensional. Man mag es aber kaum gleuben und jeder tritt ganz nah heran, um sich zu überzeugen.

Die Übertragung von Metall und Farbe auf Textilien stellte für Lambie eine Herausforderung dar, die in Zusammenarbeit mit den Dovecot-Tuftern Dennis Reinmüller und Kristi Vana angegangen wurde. Um ein 3D-Bild zu erhalten, ritzten Reinmüller und Vana mit Präzision in den getufteten Teppich, um eine klarere Linie zu schaffen, als sie es je zuvor geschafft hatten. Dies förderte einen fast skurrilen Ansatz, um die 3D-Elemente durch einen Trompe-l'oeil-Effekt einzufangen.

 

Zwei Arbeiten, die mit Wasser zu tun haben: Refections von Naomi Robertson und Water surface von David Cochrane.

Als Reaktion auf die Aufforderung des Studios, eine originelle Komposition zur Feier des Umzugs in das neue Atelier im alten Gemeinschaftsschwimmbad der Infirmary Baths zu entwerfen, schuf die Meisterweberin Naomi Robertson eine elegante figurative Lösung.

Der Webermeister von Dovecot, David Cochrane, hat ein langjähriges Interesse an der Darstellung von Wasser in Wandteppichen, das auf Raffaels Fischer und spiegelnde Wasserbecken in flämischen Wandteppichen mit Grünpflanzen zurückgeht. In Fortführung dieser Tradition hat Cochrane einen zeitgenössischen, fast fotorealistischen Wandteppich geschaffen, der die Bewegung und die flüchtige Qualität des Wassers darstellt.

Diese Ansicht von Mallaig, das gegenüber der Insel Skye liegt, wurde getuftet von Louise Trotter auf der Grundlage eines Gemäldes von Jock McFadden.

Hier die Arbeit von Barbara Rae: Peel sound Ice. Peel Sound Ice ist von einem bekannten Bild der Erkundung der Nordwestpassage inspiriert. Der Druck, von dem der Wandteppich abgeleitet wurde, ist nur 28 cm im Quadrat groß und enthält eine für Rae ungewöhnliche Farbpalette aus tiefen Rosatönen und metallischem Silber. Der Wandteppich ist eine wunderschöne und einfühlsame Wiedergabe des Bildes und unterscheidet sich von allen Wandteppichen, die die Weber von Dovecot mit Rae geschaffen haben.

Außerdem die Arbeit Rug 01 von Jamie Bruski Tetsill. Dovecot wurde 2008 von Jamie Bruski Tetsill, einem Absolventen der Glasgow School of Art, gebeten, im Studio einen Teppich mit Pistolentuft zu produzieren. Tetsill hatte eine Finanzierung erhalten, die ihm die Teilnahme an der 100% Design Tokyo ermöglichte, und als Teil seiner Textildesign-Show hatte er die Vision, einen in Zusammenarbeit mit Dovecot hergestellten Teppich zu zeigen.