Mit dem Schiff in die Emirate und nach Oman

Mitten im kalten deutschen Winter ist mein Bruder an den Persischen Golf gereist, um mit einem Schiff entlang der Küste der Emirate und des Oman entlang zu fahren. Ich habe ihn gebeten, Bilder von den Textilien in den Märkten und Museen mitzubringen. Er berichtet von den Märkten in Dubai: "Was sollen wir alles kaufen: Weihrauch, Gewürze, Kaschmir-Schals, Palästinenser-Tücher, Copy Watches und billiger Ledertand mit den Markennamen prominenter Mode-Labels."

 

Dubai

Das soll also der berühmte alte Markt sein, auf dem Stoffe und Teppiche gehandelt werden? Nein, der ist da drüben, sagt uns ein Mann im weißen Umhang und dem Tuch auf dem Kopf.
Doch da drüben finden wir schmutzige Fenster, uralte Auslagen wie aus den siebziger Jahren und achtlos auf dem Boden liegende Ballen. Die Läden nennen sich zwar TopTex oder Queen International, aber so richtig Lust zum Stöbern kommt hier nicht auf, kein Mensch beachtet uns. Vermutlich sind wir ohnehin die falsche Kundschaft, die Ballen und Massen von Stoffen sind sicher für Händler und Schneider gedacht. Das zeigen uns auch die Stoffbemusterungen auf großen Tafeln, jede beliebige Farbe wird feilgeboten, die Stoffe liegen hinten im Staub der großen Lagerräume. Und so manches Label auf den Ballen zeigt auch, woher die Ware kommt: Indien, Japan und China.
 

 

So gehen wir etwas enttäuscht in das Dubai Museum, ein altes Fort, in dem wir wenigstens ein paar Hinweise auf die Textilkunst der Emirate entdecken. Die Kleidung der ursprünglich hier lebenden Menschen wird an Puppen präsentiert,  und hier sehen wir dann auch den Goldschmuck auf einem herrlich weinroten Kaftan. Jetzt wird die Phantasie mit solchen Bildern gefüllt, wie es wohl ausgesehen haben könnte. Draußen wieder auf der Straße sehen wir allerdings ausschließlich schwarz und weiß als Kleider-Farbe der Menschen. Nur die Touristen aus dem Westen und vor allem aus China bringen andere Farben mit, meist aber in einer Weise, dass wir denken, viele wären mit einem weiten Kaftan besser gekleidet als mit zu kurzem Shirt, dickem Bauch und löchrigen Jeans.

Oman

Die Fahrt durch den Persischen Golf macht Halt in Khasab, an der Nordspitze des Oman ein wichtiger Schmugglerhafen. Der Weg in das verschlafene Städtchen führt am Khasab Castle vorbei, dort finden wir leider nur wenig Hinweise auf die angekündigte Arbeit der Frauen hier am Ort, die sich der Textilkunst ihrer Heimat widmen. Immerhin sehen wir prachtvoll bestickte Kaftane und einige Webstoffe an Kissen und Decken.

Einen Tag später dann in Mascat, der schönen Hauptstadt des Oman, noch nicht von Hochhäusern und westlichen Läden geprägt, erleben wir wohl das arabische Leben in den Märkten am besten. Die Läden im Mascat Souk sind für den täglichen Bedarf der Menschen ausgestattet, keine laut hinausgerufene Hoffnung prägt die Atmosphäre, dass Touristen einkaufen könnten. Auch hier werden Stoffe in dicht gefüllten Regalen präsentiert, es sieht aber meist eher wie ein Lager aus, wir müssten richtig suchen gehen, um die Ware zu begutachten.

Ein freundlicher Taxifahrer sichert uns dann das Bild von einer besonderen Attraktion in Mascat: der riesige Teppich in der Sultan Quabus Moschee, viertausend Quadratmetern groß und tonnenschwer ist er der Mittelpunkt für tausende Gläubige bei ihrem Gebet. Wir ahnungslose Touristen wollten dieses textile Wunder erleben, aber wir waren zu spät dran. Doch der Taxifahrer schnappte sich einfach unser Handy, ging als Betender in die Moschee und brachte uns schöne Bilder zurück.

Abu Dhabi

Auf der Fahrt zurück aus dem Golf von Oman in den Persischen Golf durchqueren wir wieder die Straße von Hormus und nähern uns der Küste der Emirate. Die Sicht ist trotz Sonnenschein schlecht, wir können den über 800 m hohen Burj Khalifa kaum erkennen, obwohl er nicht allzu weit weg ist. Auch in Abu Dhabi ist die Sicht schlecht, aber wir wollen ja erneut nicht in die Hochhausschluchten, sondern in die alten Bezirke. So fahren wir auf einem alten Kahn durch die Wasserstraßen und kommen zu dem Heritage House, einem Museum mit schöner Lage. Dort sehen wir sogar einen einfachen Webstuhl, auf dem mit schönen Farben schmale Stoffbahnen entstehen.

Das Schwarz als Kleidungs-Farbe für die Frauen und Männer ist aber doch dominant. Wie wichtig sie ist, vor allem wie wichtig das vollständige Bedecken von Haaren, Armen und Beinen ist, wird uns sehr deutlich gemacht, als wir zur - im Vergleich zum Oman natürlich noch größeren – Moschee kommen. Tausende von Touristen vor allem auch aus China stehen Schlange, um das gigantische Bauwerk zu besichtigen. Ein Schild macht klare Angaben, was nach dem muslimischen Dress Code zulässig ist und was nicht. Wir sehen viele junge Frauen, die in westlicher Kleidung zum Ticketshop gehen und einige Zeit später in geliehenen, bodenlangen schwarzen Kaftanen und Kopftüchern wieder herauskommen.