Indien 2018 - Ajrakh-Blockdruck

 

Traditionell ist Ajrakh die Bezeichnung für ein Blockdruck-Tuch mit dunkelrotem oder tiefblauem Hintergrund und symetrischen Mustern. Weitere Farben sind Weiß und Schwarz. Der Ajrakh ist in der Regel 2,5 bis 3 Meter lang und ca. 1,5 Meter breit. In der Mitte verbindet eine Kappnaht die gewebten Streifen, deren Breite der des Webstuhls entspricht. Ein Ajrakh wird von Männern als Turban oder Schultertuch getragen. Für das Muster eines Ajrakh werden bis zu 12 verschiedene Druckstempel verwendet. Typisch ist auch, dass beide Seiten gleich bedruckt werden.

Ein Ajrakh wird von Männern als Turban oder Schultertuch getragen. Den Turban trägt unser örtlicher Führer Kuldip.

Wir hatten das Glück, Blockdruck von Anfang an zu sehen. Und der Anfang ist die Herstellung der Druckstempel. Wir besuchen den Druckstempel-Schnitzer Anwar. Er ist schon 60 Jahre alt und hat bisher keinen Nachfolger gefunden, was Sorgen machen muss.

Zunächst überträgt er eine Zeichnung auf den Block.

Für die "gröberen" Arbeiten verwendet Anwar dann eine Maschine. Mit ruhiger Hand führt er den Bohrer zur Ausarbeitung der runden Muster.

Für die feineren Arbeiten verwendet er Hammer und Meißel.

Die ganz feinen Pünktchen im Muster werden durch eingeschlagene Nägel erzeugt.  

Der Block erhält auch Luftlöcher, damit er beim Drucken nicht auf dem Stoff kleben bleibt.

Die Blöcke sind aus hartem Teakholz. Er stapelt die Rohlinge in seiner Werkstatt. Anwar gibt eine Garantie für eine Nutzung über 70 Jahre.

Interessant vielleicht, dass die Druckstempel, die an die Touristen verkauft werden, aus dem verhältnismäßig weichen Holz des Mangobaums sind. Hier werden solche Stempel in Jaipur direkt gegenüber vom Palast der Winde angeboten.

Die nächste Station ist die Druckwerkstatt K.B. Print Khavda.
Mareike Herberg, die unsere Gruppe leitet, will dort die Herstellung eines Ajrakh mit Naturfarben von Anfang bis zum Ende verfolgen und das gelingt auch!

Im Hof hängen viele Tücher zum Trocknen: die Tücher rechts wurden bisher nur gewaschen, um die Stärke aus dem Stoff zu entfernen. Die Tücher links wurden bereits mit einer gelben Farbe gefärbt, die den Stoff die Farbe besser annehmen lässt.

Der Ajrakh, der heute bedruckt werden soll, wurde aber mit einer Naturfarbe vorbehandelt, deshalb ist er eher zartbeige.

Der erste Schritt ist das Auftragen der Muster, die später weiß bleiben sollen. Dazu werden die Stempel in eine Paste getaucht, die vorerst braun auf dem Stoff erscheint.

Der nächste Stempel trägt auf, was später rot werden soll.

Jetzt kommt das Färben mit Indigo. Die schaumige Indigolösung steht schon bereit. Wenn der Stoff aus der Lösung geholt ist, erscheint er zunächst grün und färbt sich im Kontakt mit dem Sauerstoff der Luft blau. 

Er wird auf der Straße zum Trocknen ausgebreitet. Es ist hier so trocken, dass nichts schmutzig werden kann.

Während wir auf das Trocknen warten, kommt eine  Gruppe von Besuchern und lässt sich fertige Ajrakh zeigen: Tischtücher, Bettüberwürfe, Schals etc.

Besonders schön ist dieses Tischtuch mit einem riesigen Stern in der Mitte, der, so sagt uns der Drucker, allerhand Rechnerei erfordert hat. Denn hier sind nur die bereits vorhandenen Druckstempel verwendet worden.

Inzwischen wird auf dem Hof ein großer Topf aufs Feuer gestellt und es werden allerhand pflanzliche Ingredienzien eingefüllt. Jetzt soll die rote Farbe auf das Tuch kommen.

Das bisher blaue Tuch wird gekocht und schließlich aus dem Topf geholt. Mit dem Ergebnis ist die Auftraggeberin sehr zufrieden. Es muss jetzt nur noch einmal auf der Leine trocknen, dann wird es noch gesäumt und sie kann es direkt mitnehmen.

Währenddessen macht der Drucker weitere Versuche mit der roten Farbe. Mit dem eher orangegelben Tuch ist er nicht recht zufrieden, auch als wir ihm sagen, dass gerade das uns besonders gut gefällt. Das rote Tuch entspricht eher seinen Erwartungen und Vorstellungen.

Wir Lust bekommen hat, ebenfalls eine textile Reise in Indien zu unternehmen, wende sich an Mareike Herberg, die diese Reise organisiert und geleitet hat. Ihre E-Mail-Adresse gebe ich gern weiter.