El Calado und Rosetas auf Teneriffa

Auf Teneriffa gibt es alte textile Kunsthandwerke, inbesondere das El Calado und die Rosetas. Hier eine schöne Roseta, mehr dazu im Verlauf des Textes.

In der Casa de los Balcones in La Orotava im Norden der Insel kann man sehen, wie El Calado gestickt wird. Allein schon das Haus ist sehenswert, es stammt von 1632 und hat an der Fassade außen sowie im Innenhof wunderbare hölzerne Balkone.

La Orotava, Calle San Francisco 34
Öffnungszeiten: täglich 8.30 bis 18.30 Uhr

Bei Calado werden aus einem große Stück Stoff Fäden herausgezogen, die dann wieder eingearbeitet werden, so dass ein Stickmuster entsteht. Diese Technik kommt vor allem bei Tischdecken und Deckchen  zur Anwendung. Der Stoff wird dazu in einen großen Rahmen gespannt, an dem dann mehrere Frauen gleichzeitig sticken können, ein bisschen wie bei einem Quilting Bee, bei dem mehrere Frauen um einen Quiltrahmen herum sitzen und quilten.

Ein großes altes Foto von stickenden Damen hängt im Hof. Ein bespannter Rahmen mit einer fertigen Tischdecke steht ebenfalls im Hof.

Hier kann man normalerweise auch Frauen beim Arbeiten am Rahmen zusehen. Als ich dort war, steckten zwar noch die Nadeln in der großen Tischdecke, die Damen hatten aber wohl gerade Pause.

Natürlich kann man hier auch fertige Tischdecken, Läufer oder Tischsets kaufen. In manche sind an den Ecken Rosetas eingearbeitet. Nicht alle Decken sind weiß oder cremefarbig. Mir gefällt der Kontrast zwischen dem orangefarbenen Tischedeckenstoff und den weißen Stickfäden besonders gut.

Die fertigen Arbeiten kann man im Haus dann kaufen.

Die Verkäuferinnen tragen alle schöne kanarische Trachten, lassen sich aber nicht gern fotografieren, deshalb hier nur Schaufensterpuppen.

Rosetas in La Vilaflor

 

Die Rosetas werden im höchstgelegenen Dorf der Kanaren gefertigt: La Vilafor, das auf 1400 m Höhe liegt. Wer sich über die endlosen Kurven nach oben gequält hat, bekommt ein hübsches Dörfen mit zwei Kirchen, schönen alten Holzbalkonen und Lädchen mit dem berühmten Kunsthandwerk zu sehen. Auf dem Kirchplatz wird außerdem in kleinen Verkaufsbuden das für dieses Dorf typische Gebäck aus Mandeln und Honig verkauft.

In dem Lädchen, das ich an der Kirche betrete, stickt eine alte Dame an einer neuen Roseta. Sie zeigt mir, woran sie gerade arbeitet.
Die Rosetas werden mit einer Nadel auf einem runden Kisten gearbeitet, an dessen Rand lauter kleine Nadeln stecken, um die die Spannfäden geschlungen sind. Es sieht aus, als würde sie halb weben, halb knoten.

Ich frage sie, wie lange sie an einer Roseta arbeitet, eigentlich eine unmögliche Frage! Etwa eine Stunde brauche sie für das Mittelstück, sagte sie, die kleinen Rosetten, die oft ringsherum noch angebracht werden, müssen separat auf kleineren Kissen gefertigt und dann an die größere Rosette angenäht werden. Ich staune und meine, dass das ja doch recht schnell geht. Sie habe viel Übung, sagt sie!

Auch hier kann man die Nadeln ganz gut erkennen, die außen an den Kissen die Spannfäden halten.

Die Rosetas sind oft, aber nicht immer rund. Auch kleine Quadrate werden zu Decken zusammengesetzt. Alles, was im Laden zu sehen ist, stamme von ihrer Familie, erzählt die alte Dame.

Neben Decken und Deckchen gibt es auch ganz moderne, fabrige Anhänger in dieser Technik.