Eine - leider verpasste - textile Reise nach Kairo

 

 

Seit Jahren möchte ich nach Kairo und dort die Zeltmacher bei ihrer Arbeit beobachten sowie im Wissa Wassef Art Center die großartigen Webarbeiten sehen, die dort entstehen. Leider hat mir Corona einen Strich durch die Rechnung gemacht. Aber Roswitha Duffner-Feiler, die die Reise organisiert hatte, hat mir Fotos geschickt! Zwei weitere Fotos von Arbeiten der Zeltmacher sind von Ulrike Hamm. Diese sind besonders gekennzeichnet.

Die Zeltmacher von Kairo in der Gasse Khan Khayamiya pflegen ein uraltes Kunsthandwerk, das es nur in Ägypten gibt. Ursprünglich schmückten die kunstvollen Applikationsarbeiten die Innenwände von Zelten. Die Ägypter lieben es zu feiern und solche geschmückte Zelte wurden zu großen Ereignissen wie Geburten, Hochzeiten, Todesfällen und Feiertagen aufgestellt. Heute verkaufen die Kunsthandwerker ihre Applikationsarbeiten in erster Linie an Touristen. Es nähen ausschließlich Männer und das mit einer unglaublichen Geschwindigkeit. Ich konnte das unter anderem bei der Textile Art Berlin im Jahr 2018 bewundern.

Ein Station auf der Reise war die Egyptian Textile Gallery im National Museum of Egyptian Civilization in Kairo. Das Museum bietet eine faszinierende Reise durch die reiche ägyptische Geschichte und Handwerkskunst. Die Sammlung umfasst etwa 600 Artefakte, die einen fesselnden Einblick in die Entwicklung der ägyptischen Stoffe und der Textilindustrie über die Jahrtausende hinweg geben.

Auf das Ramses Wissa Wassef Art Center war ich besonders gespannt. Es beherbergt ein einzigartiges Experiment in der Wandteppichweberei, das außergewöhnliche Werke hervorgebracht hat, die von Museen und Galerien in aller Welt bewundert und gesammelt werden. Das Lebenswerk seines Gründers Ramses Wissa Wassef (1911-1974) war der Entfaltung der angeborenen Kreativität junger ägyptischer Dorfbewohner gewidmet, die von den Zwängen einer formalen Ausbildung befreit waren. In der englischen Wikipedia lese ich: (Der Gründer) .. war davon überzeugt, dass Kinder mit kreativen Kräften und Potenzialen ausgestattet sind. Wissa Wassef wollte beweisen, dass künstlerische Kreativität jedem Menschen angeboren ist und sich unabhängig von den dämpfenden Einflüssen von Massenprodukten in einem unterstützenden Umfeld wie dem Art Centre entfalten kann."

Hier kann man die Weberinnen bei der Arbeit beobachten.

Weiter ging die Reise auf den Sinai zu den Webarbeiten von Beduinenfrauen. Roswitha Duffner-Feiler, die die Reise organisiert hatte, schrieb mir: Hier zu sehen "Weben mit Um Ahmed, St. Cathrina Südsinai. Um Ahmed wechselte sich bei der Arbeit mit ihrer Tochter Haye ab. Für die 1,50 m Teppich arbeiteten sie 2 Tage. Mühsam auf dem Boden, im Sand. Nebenbei saßen wir in der arisha (Schattenplatz am Haus) und ließen uns andere textile Techniken zeigen, z.B. Perlenweben, Perlen häkeln, Stöckchen spinnen, 4fach Zöpfe flechten usw. Ein reger Austausch zwischen den Beduinenfrauen vom Stamm der Ulad Said bzw. Gebeliya und uns. Dabei waren natürlich immer viele Kinder, die älteren Mädchen wollten Stricken lernen."