Kaum bekannte Fasern: Muschelseide, Lotosseide, Abaca und Ramie

Muschelseide oder Byssus

wird aus den Faserbärten der Pinna nobilis, einer bis zu 90 cm langen Muschel gewonnen, die in küstennahen Gewässern im Mittelmeer vorkommt. Mit bis zu 20 cm langen Fäden hält sie Muschel sich im Untergrund fest. Eine Muschel liefert nur etwa 1 bis 2 Gramm Rohbyssus, für 1 Kilogramm reine Muschelseide wäre die Ernte von bis zu 4000 Muscheln nötig. Die gewonnene Seide ist glänzend und kann nur mit Schwierigkeiten gefärbt werden.

Heute beherrscht nur noch Chiara Vigo auf Sardinien die Kunst, Byssus zu ernten, zu spinnen und zu verarbeiten.

Pinna nobilis, Quelle: Wikimedia Commons

Lotosseide

In einem interessanten Beitrag der ARD, den man hier abrufen kann, wird über die Gewinnung und Verarbeitung von Lotosseide berichtet:
http://www.daserste.de/information/politik-weltgeschehen/weltspiegel/videos/myanmar-stoff-aus-lotus-und-das-ende-des-idylls-100.html

Lotosseide wird aus den Stängeln der Lotosblüten und Lotosblätter gewonnen. Zum Ende der Regenzeit sind die Stängel am längsten und können geerntet werden. Knickt man die Stängel, liegen die hauchfeinen Fasern frei. Die Außenhaut wird Stück für Stück entfernt, dann werden die Fasern von mehreren Stängeln verzwirnt. Noch im feuchtem Zustand werden sie gesponnen und dabei so feucht wie möglich gehalten. Vor dem Weben werden die Fäden mit Reiswasser gestärkt. Auch während des Webens werden die Fasern benetzt, da sie in trockenem Zustand brechen würden.  Für einen Meter Stoff müssen etwa 10 000 Stängel verarbeitet werden.
Nur die Angehörigen des um den Inle-See in Myanmar siedelnden Volks der Intha verarbeiten Lotosseite. Erst Anfang der 1960er erst kam die Idee auf, die Fasern der Lotospflanze für Textilien zu nutzen.

Viele schöne Bilder sind hier zu finden:
commons.wikimedia.org/wiki/Lotusseide

Abaca

T'nalak ist ein traditionelles Gewebe aus den Fasern der Abaca-Pflanze, das von den T‘boli auf Mindanano hergestellt wird. Die Abacá, auch Manilahanf genannt, ist eine in Ostasien heimische Pflanzenart aus der Familie der Bananengewächse.
Mehr zur Pflanze: http://de.wikipedia.org/wiki/Abac %C3%A1
Der Stoff hat traditionell drei Farben: Rot, Schwarz und die Originalfarbe der Abaca-Fasern, ein helles Beige. Die Fasern werden mit Rinden, Wurzeln und Blättern gefärbt.
T'nalak haben für die T’boli große Bedeutung. Die Muster der T’nalak werden über Generationen hin weitergegeben. Sie erscheinen den Weberinnen in ihren Träumen. Deshalb werden die Frauen auch „Traumweberinnen“ genannt. Die T’nalak werden bei Hochzeiten getauscht. Bei Geburten dienen sie als Decke und sorgen für eine sichere Entbindung. Die T’boli glauben, dass die T’nalak spirituelle Bedeutung haben, deshalb gibt es eine ganze Reihe von Traditionen bei Herstellung und Benützung. So glauben sie, man könnte krank werden oder sogar sterben, wenn das Tuch ohne Befolgung bestimmter Rituale zerschnitten wird. Während des Webens eines T’nalak leben die Weberinnen abstinent, um die Reinheit ihrer Kunst zu gewährleisten
Hier ein Film über Lang Dúlay eine Weberin, die 1998 den philippinischen Nationalpreis für traditionelle Künstler erhalten hat.
https://www.facebook.com/kamalayankonsciousness/posts/380095928691418

Ramie

und Benützung. So glauben sie, man könnte krank werden oder sogar sterben, wenn das Tuch ohne Befolgung bestimmter Rituale zerschnitten wird. Während des Webens eines T’nalak leben die Weberinnen abstinent, um die Reinheit ihrer Kunst zu gewährleisten
Hier ein Film über Lang Dúlay eine Weberin, die 1998 den philippinischen Nationalpreis für traditionelle Künstler erhalten hat.
https://www.facebook.com/kamalayankonsciousness/posts/380095928691418
Ramie
 

Ramie ist eine Pflanzenart aus der Familie der Brennnesselgewächse. Sie ist im tropischen Ostasien beheimatet und wird traditionell in Asien als Faserpflanze angebaut. Aus Ramie wird in der Region Hansan in Korea Mosi hergestellt, ein zartes Gewebe.

In der fruchtbaren Region Hansan in Südkorea werden Ramie-Pflanzen angebaut. Die Pflanzen werden geschnitten, wenn sie etwa 2 Meter hoch sind. Bis zu drei Mal im Jahr wird geerntet. Die äußere Rinde des Stängels wird entfernt, dann werden die Fasern getrocknet. Dann werden die Fasern von den Frauen mit ihren Zähnen geteilt. Ramie-Weberinnen entwickeln dadurch Schwielen auf den Lippen. Auf dem Knie werden dann die einzelnen Fasern durch Hin- und Herreiben zu einem langen Faden verbunden. Nach Aufziehen der Kette werden die Fäden mit Stärke bestrichen. Nach dem Trocknen sind die Fäden glatt und glänzend. Das fertige Gewebe, genannt Mosi, ist zart weiß und durchscheinend, es lässt sich gut färben.

Zwei schöne Filme über die Gewinnung und Verarbeitung von Ramie sowie das Weben von Mosi: https://www.youtube.com/watch?v=AUpXye1YjsY

https://www.youtube.com/watch?v=ms96RTL_4PI